EXIL


Foto: Marc Dopemaier.
Er schrieb: Das Bild ist im Exil aufgenommen. Drauf sind außer mir noch Coby, Fisch, Jackeline und ?

EXIL

Das EXIL am Marienplatz öffnete am 4.9.1981. In der Kneipe gingen Althippies, Alternative, Hausbesetzer, Punks und Waver friedlich miteinander um. Von wegen Hass und Provokationen. Eine ungeheuerliche Lebendigkeit, jeder hatte was für sich, die Weizenbiertrinker, die Intellektuellen, Galeristen, Schauspieler und coolen, distanzierten Künstler, die eitlen Musiker und die kantigen Hausbesetzer mit ihren Hunden. Grüppchen aber eigentlich keine Angeber. Keine Abwertungen oder Ausgrenzungen. Viel Zeigeszenen, was man an Klamotten und Accessoires so vorzuweisen hatte und diese sanfte Variante an Narzissmus. Großstadtflair, man war einfach heilfroh, dem bürgerlichen Mief, dem Elternhaus, der Schule, der Uni oder Lehrstelle entkommen zu können und sich auch an „Gleichgesinnten“ satt sehen und satt hören zu können. Gerne auch nach einem lauten Konzert oder einer harten Demo, verschnaufen, den Tag ausklingen lassen. Irgendwie passte und funktionierte hier alles. Frühstück, Cocktail aber auch Orgien. Bands wurden hier gegründet, Konzerte nach besprochen, Infos und Gerüchte ausgetauscht. Eine ellenlange Bar, über der ein Haifisch hing, saalartig-altbauliche Größe und ewige Höhe mit Stuckverzierungen. Gleich am Eingang stand ein Flipper. Schrill, Haufi, Morscher und ich flipperten zusammen und lechzten nach Freispiele. Über dem riesengroßen Eingang, wie ein Tor zu einer postmodernen Höhle befand sich eine Nische, in die sich auch mal eine kleine Band einnistete und drauf los spielte. Hohe silberne, kühle Bistrotische. Helles Licht, alles andere als die alten, dunklen Sofa-Hippie-Kuschelkneipen, wie man sie bisher gewohnt war. Ein bisschen Eisdielen-Charme. An der Fensterseite normale Bierhaustische und Holzstühle, gemütlich zum Trinken und labern. Ein Nebenraum, in dem ein Billardtisch stand. Und dazwischen unendlich viel Platz zum herumlaufen, quatschen, tanzen oder auch mal für einen Live-Gig. HEUTE spielte im EXIL, die ÄTZER 81 traten auf. Man schaute sich Videos an. Es lief immer gute Musik, Punk, Wave, NDW. Für jeden etwas. Die Leute vertrugen sich. Götz und seine Frau schmissen den Laden und später, bei Tschibulski Gregor, dem Wirt, an ihn konnte man sich anlehnen. Und die bildhübschen, geduldigen, wieselflinken Kellnerinnen faszinierten. Immer schräg gestylt. Pfennigabsätze und über allem hing eine Wolke aus Bier, einem Gemisch aus Eischaum und Seife, das die Frisuren zusammenhielt, Wein, Kaffee, Rauch und Schweiß.

aus der Sammlung No

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6 Antworten zu “EXIL”

  1. smidden sagt:

    ich glaube das ist der fisch.
    der war immer an jaquelines seite

  2. Tinki sagt:

    Weiss eigentlich jemand ob Haufi und Morscher noch in S sind?

  3. Norbert sagt:

    Sind sie. Beide.

  4. Hubbel sagt:

    Und ich glaube das der andere ist oli aus
    Konstanz.
    High all
    Hubbel

  5. Kleppi sagt:

    Oliver Strelow aus Konstanz. Exakt.

  6. Tara sagt:

    Ist Jaqueline noch in Stuttgart?

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