DE FABRIEK
DE FABRIEK/Simon Steiner auf Christoph Wagners Blog
DE FABRIEK ist ein Musiker – und Künstler Kollektiv, einfach eine „Gruppe von Menschen“, sagt Mitgründer Richard. Bis heute hat diese Fabrik über 25 Produktionen veröffentlicht. DE FABRIEK kommen ursprünglich aus der niederländischen Stadt Zwolle. Das Kollektiv wurde 1977 von Richard van Dellen und Andries D. Eker gegründet. Sie fühlen sich von Terry Riley, Conrad Schnitzler und Philip Glass beeinflusst oder ließen sich von Bands wie Blues Dimension oder The Mozarts inspirieren. „Wir haben zu den Mozarts hochgeschaut. Sie hatten lange Haare, Umhänge und Mopeds mit hohem Lenker,“ erzählt Richard.
Richard van Dellen und seine Frau Louise Nanuru van Dellen kenne ich aus Griechenland. Sie wohnen in unserer Nachbargemeinde auf der Insel Evia (Euböa). Wir sitzen auf der Terrasse zwischen Olivenhainen, Wald und Meer und hören Musik. Richard erzählt, wie er früher immer rüber nach Deutschland getrampt ist, um tief in die deutsche Musikszene einzutauchen. Er ist fasziniert von CAN, von FAUST und von CLUSTER und kennt sogar die Tübinger Band FAMILIE HESSELBACH. Louise und Richard senden mir immer wieder Fotos, oder es kommt Post aus Zwolle, mal eine LP von DE FABRIEK oder eine alte wertvolle 80er Kassette, mal Schnipsel in DADA-Art, Süßigkeiten oder Postkarten, gestaltet in MAIL-art. Alles ist immer mit viel Liebe in Handarbeit entstanden. Die Cover bestehen aus Pizzaschachteln, alten Plakaten, Sandpapier, Plastik, Tapeten und Müllsäcke. Das Paar Van Dellen steht in der Tradition der Beatniks der sixties oder der Hippies und Punks der 70er und 80er Jahre, ja die beiden gehören zur frühen Undergroundszene, zu den sogenannten Kassettentätern, zur Noise-Szene und ich höre das auch alles heraus: Sounds der Hippie-Jahre, Punk und experimentelle Geräuscheschleifen. Ein totales Crossover also, durch fünf Jahrzehnte, ohne Berührungsängste, ohne Abwertungen und Ausgrenzungen. Weltoffen, alle Grenzen überschreitend.
So ergibt sich schließlich auch zwischen uns eine Verbindung, wir kooperieren per pingpong-Verfahren: Ich sende ihnen Samples, field-recording Aufnahmen aus Vasilika oder Stuttgart und sie betten meine Klänge ein in nagelneue CD, ein Format, das für sie noch lebt und Bedeutung hat. Die beiden leben Toleranz vor, sie erdulden alles und wollen nie Recht haben oder unbedingt etwas durchsetzen, sie gängeln mich nicht und sind nicht enttäuscht, wenn ich nicht liefere. Oft weiß ich nicht, was mit meinen Samples passiert und inwiefern sie mich für ihr Kollektiv vereinnahmen aber da muss ich durch. Und prompt erscheint wieder die nächste CD oder Schallplatte.
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