KAPUTTGART VON RÜBE
ich freu mich, dass mir Rübe von ÄTZER 81 ein paar Sachen geschickt hat, z.B. das: Stuttgart Kaputtgart.
Neben Amsterdamned, Bankfurt oder Krankfurt und Hangover wurde auch Stuttgart als Kaputtgart im besten Punksinn verspottet. Rübe von ÄTZER 81 war der Urheber, Komponist und Texter des Stückes Stuttgart Kaputtgart.
„stuttgart kaputtgart
alles ist kaputt dort
betonstadt betonstadt
ich habe deine mauern satt
beton straßen mauerstein
nirgendwo ein sonnenschein“
Rübe schrieb:
„Ich suchte nach etwas Schmissigem, Griffigem mit Wiedererkennungswert. Wie es der Zufall wollte: ‚Stuttgart Kaputtgart‘ sprang mich gesprüht von einer Mauer aus an. Ein alter Spontispruch, den ich als Graffiti in den 70ern schon vorher an verschiedenen Mauern gelesen hatte.“
Rübe hatte die Mauern satt. Wer in den späten 70ern und frühen 80ern in den Stuttgarter Kessel einfuhr, kam meist über eine Bundesstraße (B10, B14, B27), die auch in der Innenstadt 4 – spurig weitergeführt wurde. Hauptstätter Str., Böheimstr., Heilbronner Str., Neckarstr., Rotebühlstr., Schwabstr.. “
Die Trostlosigkeit dieser Betonpisten spiegelte sich in der umgebenden Nachkriegsarchitektur, die man damals für ultramodern hielt. Die Stadtmitte war planiert. Darunter gab es nun einen betonierten S-Bahntunnel mit betoniertem Atombunker. Für wen eigentlich?“ fragt sich Rübe.
Rübe beschreibt den Kleinen Schlossplatz, Sinnbild der Betonstadt Stuttgart: „Wie in eine Baulücke gestellt und danach vergessen. Große Teile wurden vernachlässigt, sie waren schmuddelig, verrußt. Rostige Rinnsale folgten der Schwerkraft und zogen ihre Muster. Grün oxidierte Kupferschürzen sollten das Offenkundige schamhaft und scheindekorativ beschönigen.“
Rübe erinnert sich an die verwinkelte Einöde in hell – und dunkelgrauen Schattierungen. „Gestelzter Beton, wohin man auch blickte. Dahinter und darunter: Serpentinen und Rampen für Zubringerstraßen. Wer sich nicht auskannte, durfte im Kreis fahren und sich später über die richtige Ausfahrt wundern. Wer einmal im Stau auf einer dieser Mehrspurpisten stand wusste, dass man als
Anwohner entlang dieser Hauptstraßen gesundheitlich sehr schlechte Karten hatte. Ruß und Abgase standen oben auf der Menüliste. Schlafen bei offenem Fenster? Besser nicht!“ Sonnenschein? Vielbefahrene Städte hatten ein Smogproblem. Hierbei konnte sich Stuttgart nun endlich auch in eine Liste von Großstädten wie Los Angeles und Tokio einreihen. An sonnigen Tagen musste man die bräunliche Dunstglocke über der Stadt bewundern.
Wie heute! Aus Kaputtgart wurde Staubgard, die Feinstaub-Hauptstadt. Fein und taub. Feinhart. Feinstein-alles muss kaputt sein.
und hier noch ein echter RÜBE:
Hey Rübe,
hier der Ingmar, der lebt auch noch. Jetzt in Patagonien und zieht 10 Kinder gro0. Hoffe dir gehts gut.
Ingmar aus Chile
🙂
Gut zu Hören!