WAGENBURG WILDER SÜDEN

Ein großes Stück Freiheit und Unabhängigkeit ersehnte sich die Bewegung Wagenburg Wilder Süden, die in Bau – und Zirkuswagen, gezogen von Traktoren oder Unimogs, zusammen lebte und alternative Lebensformen entwickelte. Menschen ohne Wohnungen, Autonome, Punks (u.a. mit Nolde, früher Hausbesetzer, Das Haus, Emmaus, Casino, jetzt Schlesinger, Roadie bei BAD NEWS) und Normalos hielten Ausschau: Wo können wir unsere Bauwagen abstellen, wo können wir eine Sickergrube graben, wie kommen wir an Wasser, wie kühlen wir, wie entsorgen wir Müll, wie gehen wir mit Energien um … und wann, verflixt, kommt die Polizei und verdrängt uns zu unserer nächsten Burg?

Mietpreise und Schikane, Autoverkehr und zubetonierte Stadtteile bezeichnete die Bewegung „Wagenburg Wilder Süden“ als Wohnknast und so wollten sie nicht leben. Ein Bio Meiler als Wagenheizung und ein Superhochklo waren nur zwei Beispiele ihrer Kreativität und Selbstständigkeit. Ab November 1989 ging’s los: Von der Erstsemester-Siedlung in Stuttgart Vaihingen zogen sie weiter und besetzten Teile des Industriegebietes Tränke in Degerloch, weiter ging’s nach Vaihingen in die Nobelstraße. Dort umfasste die Bewegung im Juni 1991 25 Leute im Alter von 6 Monaten bis 45 Jahre, mehrere Hunde und 45 Wagen und 12 Zugmaschinen. Es wurden Feste gefeiert, Flohmärkte, Konzerte und Kabarett veranstaltet.

Nach mehreren Vertreibungen, Umzügen auf den Fildern, Städte übergreifenden Aktionen und Demonstrationen starb die Wagenburg Wilder Süden im Mai 1996 durch Staatsbeschluss, trotz heftigster Bemühungen das friedliche Bauwagenleben zu legalisieren, Räumungen aufzuhalten und grundsätzlich selbstbestimmt, abseits von Konsumterror, komischen Nachbarn und betonierter Autostadt, existieren zu können.

 

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