UND WIE KAM DER PUNK? VON WO ÜBERHAUPT?
aus der Sammlung: der mußikant – mit Olli und Hubbel von der Band KRACH
Ich bin immer noch am Interviewen, „Wie der Punk hierher kam“ – die ersten Berührungen. Zeitzeugen erinnern sich:
- Übers Radio, erst mal Mittelwelle (BBC), Kurzwelle
- und schließlich auch über Stefan Sillers POINT oder SCHLAFROCK auf SDR.
- über so ne komische TV-Sendung
- über Städtereisen,
- über erste Punk-Konzerte,
- über Fanzines, die Zeitschrift „SOUNDS“ berichtete, der stern und der Spiegel spotteten,
- Filme, zB. „Jubilee“ und „Brennende Langeweile“ von Wolfgang Büld
- über die Kneipen (EXIL am Marienplatz, Tangente),
- Jugendzentren, Konzertveranstalter (Paul-Musik)
- und Plattenläden (Musikus, Diskuss, GOVI, Plattenlädle, Rimpo…) hauen rein!
Andy Goldner, Fuckin Gute Bürger Band: „Die ganze Punk-oder Waveoptik bekam ich bereits 1976 in Paris in einem „New Wave Cafe“ mit: “Was ist das?“ fragte ich mich. Das war das neue Ding! Kühl, neonstyle. Auch in den Discos lief die neue Musik, ja, irgendwie war für mich Disco auch so ein Vorläufer dieser neuen Ära.
Anita Pallenberg schlenderten ins Cafe herein und schmiss Tische und Stühle um. Das gehörte dazu, anecken. 1979 sah ich die Dead Kennedys in Berkley an der Uni…“
Klaus Hesselbach: „Ja, auf dem Land wars beschaulich, die WG in der alten Backstein-Dorfkneipe zwischen misstrauischen Nebenerwerbslandwirten und alten Weibern, die auf dem Weg in die Bibelstunde beim Vorbeischlurfen ihre Verwünschungen vor sich hinzischen, von der Gmünder Provinz weg in eine noch viel lethargischere, um sich selbst kreisende Umgebung. Wenn da nicht die „Studierten“ gewesen wären: Faulenzer, Tagdiebe, langhaarige Siebenmalgescheite, nichts als ihr Vergnügen im Kopf, kein Fest und keinen Rausch auslassend.
Und auf so einem WG-Fest wars: nach stundenlangem Dire Straits Hippiesenf kommt ein seltsam reduzierter sehr rhythmisch slapstickartiger sound, Fred, einer aus Frankfurt hat Platten mitgebracht. B52 erfahre ich und dann, sehr laut: Anarchy in the UK!“
Nadja: „Mein Motiv Punk zu sein war zuallererst politisch! Ich bin in der Gerokstraße im besetzten Haus auf Punks gestoßen, die haben mich fasziniert und angezogen. Nicht weit entfernt war das Wagenburggymnasium und von dort aus bin ich immer rüber ins besetzte Haus. Da war ich schließlich mehr zugange als auf der Schule.“
Germar Rehlinger schaltete eine Anzeige im Musikexpress: „PUNK SUCHT GLEICHGESINNTE“. Daraus entstand eine ganze POGO-SZENE, Bands formierten sich, Fanzinegründer stichelten gegeneinander. Und das alles in? In Winnenden! In Tübingen und Pforzheim formieren sich die „Kassettentäter“. Region rules! In seinem Buch „Kurz vor dem Arsch der Welt links ab“ beschreibt Kalle Stille, wie die Landeier per Bus den Punk nach Stuttgart schleppen. Samstagnacht – die Dorfpunks reisen mit Papas Auto von einer Kreisstadt zur nächsten: Schorndorf, Esslingen, Sindelfingen, Reutlingen, Winnenden, Waiblingen, Vaihingen, Pforzheim… alle Jugendzentren werden abgegrast. In Stuttgart trifft man sich auf dem Schlossplatz, der Spinne, dem Flohmarkt auf dem Karlsplatz oder den Plattenläden…
„Nach meinem Hippie-Intermezzo mit „indischen Wallekleidern“ wurde ich mit 16 durch Ilse „infiziert“. Durch sie kam ich auf die Konzerte von Depeche Mode, Duran Duran und The Cure in die Discothek OZ. Kleines Ambiente – große Konzerte, hey! Im OZ lernte ich ihren damaligen Freund, Johnny Kaputtgart nannte er sich, kennen. Er war dort DJ. Zu diesem Knaben fällt mir noch so einiges ein…“, erinnert sich Petra von Frauenklinik.
Liebe Petra, was fällt dir den nach all den Jahren zu mir ein? Grüßle Johnny